Wirtschaftsforum 2022

Ingo Zamperoni zu Gast beim Wirtschaftsforum der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz eG in Frankenthal

„Die Welt im Umbruch“: Unter diesem Titel warf Ingo Zamperoni, Gastredner beim Wirtschaftsforum der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz eG am Dienstag, 29. November einen Blick auf die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Krisen in Deutschland, Europa und der Welt – und die Rolle des Journalismus in dieser herausfordernden Zeit. Das beliebte Veranstaltungsformat der Vereinigten VR Bank, bei dem jeweils ein prominenter Gastredner zu einem aktuell relevanten Thema spricht, konnte nach zweijähriger Pause erstmals wieder stattfinden und stieß beim Publikum auf großes Interesse: Mit über 400 Besucherinnen und Besuchern war der Große Saal des Congressforums Frankenthal voll besetzt.

Ingo Zamperoni, „Anchorman“ der Tagesthemen, Journalist und Buchautor, war bereits in den Jahren 2020 und 2021 als Gastredner beim Wirtschaftsforum vorgesehen – coronabedingt konnte die 21. Auflage dieser Veranstaltung jedoch erst jetzt stattfinden. In seiner Rede wies Zamperoni auf die Voraussetzungsgebundenheit von Frieden und Wohlstand hin. „Fortschritt, Demokratie und Meinungsfreiheit sind kein Automatismus, sondern anfälliger und weniger selbstverständlich als wir vor Kurzem noch gedacht haben“, so der gebürtige Wiesbadener Zamperoni und betonte: „Wir werden uns künftig sehr viel mehr einbringen müssen – Demokratie gibt es nicht umsonst.“ Von den US-Amerikanern könnten sich die Deutschen dabei in der aktuellen Krisensituation ein gewisses Maß an Macherqualitäten, Hemdsärmlichkeit und Resilienz abschauen, so der Amerikakenner und frühere ARD-Korrespondent in den USA. Er selbst sei in den Vereinigten Staaten zu einem „notorischen Zwangsoptimisten“ geworden.

"Guter Journalismus wichtiger denn je"

In der gegenwärtigen Situation sei guter Journalismus wichtiger denn, so Zamperoni, der 2007 die Moderation des „ARD-Nachtmagazins“ übernahm und gegenwärtig im Wechsel mit Caren Miosga und Aline Abboud die „ARD-Tagesthemen“ moderiert. Als Journalist motiviere es ihn, in dieser Zeit Orientierung zu bieten, einzuordnen und „zu helfen zu begreifen“. Hierbei gelte es, stets eine journalistische Distanz zu wahren und nüchtern zu bleiben ohne empathielos zu werden. „Was Journalisten nicht tun dürften, ist, die Dinge nur durch eine bestimmte Brille zu betrachten. Guter Journalismus und eine Agenda haben schließt sich meiner Meinung nach im Nachrichtenjournalismus komplett aus“, so Zamperoni, der seit diesem Jahr als Honorarprofessor an der Hochschule der Medien in Stuttgart tätig ist.

"Never Waste a Crisis"

Im Gespräch mit Moderatorin Bernadette Schoog betonte Zamperoni, dass – ganz nach dem Bonmot von Winston Churchill – wie in jeder so auch in dieser Krise eine Chance stecke. Hierzu gehöre unter anderem die im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gewachsene Einsicht in die Notwendigkeit einer Modernisierung und besseren Ausstattung der Bundeswehr. Deutschland habe eine Menge Potenzial und Innovationskraft zu bieten, um die gegenwärtigen Herausforderungen anzugehen, so Zamperoni.

Auch Rudolf Müller, Vorstandssprecher der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz, betonte, dass in den gegenwärtigen Umbrüchen gerade für Deutschland auch neue Möglichkeiten liegen – etwa beim Thema Energie: „Der kalte Entzug vom billigen Gas kann bei uns auch als Beschleuniger wirken – für eine schnellere Energiewende, eine Dekarbonisierung, die uns als Land wieder zu einem Vorreiter für Zukunftstechnologien machen kann“, so Müller und ergänzte: „Unternehmertum und Forschergeist brauchen Freiheit und stabile rechtliche Rahmenbedingungen – und da haben die Demokratien einen deutlichen Standortvorteil gegenüber allen Autokratien.“

v.l.n.r.: Thomas Sold (Vorstand), Rudolf Müller (Vorstandssprecher), Till Meßmer (Vorstand), Ingo Zamperoni und Bernadette Schoog (Moderatorin)