Ute Jarzombek: Erfolgsfrau in der Männerwelt

Dass die Vereinigte VR Bank Kur- und Rheinpfalz eG in Speyer drei eigene Investmentfonds auflegt, ist für eine Genossenschaftsbank mit 700 Mitarbeitern keine Selbstverständlichkeit. Dass sie damit Spitzenplätze im Ranking „Die besten Vermögensverwalter“ der „Wirtschaftswoche“ erreicht, ist es auch nicht. Und die dafür Verantwortliche lässt sich in kein Schema pressen.

"Die Börse war schon immer eine Männerwelt."

Ute Jarzombek zuckt mit den Schultern. Sie weiß, dass sie das nicht daran gehindert hat, bei der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz in Speyer an eine entscheidende Stelle aufzurücken. Die 45-Jährige leitet seit 2020 das Portfoliomanagement, zu dem neben dem Management der drei eigenen Fonds vor allem Vermögensverwaltungen für einzelne Kunden zählen. Es handelt sich um eine Stabsstelle, die direkt an den Vorstand berichtet. Für sie ist das Geschlechterding auch kein Thema: „Ich habe hier angefangen, und ich bin meinen Weg gegangen.“

Die Diplom-Betriebswirtin mit Spezialzertifikat als Finanz- und Anlageexpertin hat ihre Ausbildung bei der Evangelischen Bank in Kassel gemacht und ist 2006 nach Speyer gewechselt, weil ihr Mann aus der Gegend stammt. Den 11. November 2008 kann sie wie aus der Pistole geschossen als den Tag nennen, an dem die „VR Premium Fonds“ in drei Risikoklassen aufgelegt wurden. „Sie sind ein Alleinstellungsmerkmal in unserer Region.“ Von Anfang an war Jarzombek dafür zuständig. Zunächst Einzelkämpferin, ist ihr Team immer weiter angewachsen, auf heute vier und bald vielleicht fünf Personen.

 

Vorsichtig und teamorientiert

Die Kollegen sind Männer, und die Chefin betont, dass sie großen Wert auf Entscheidungen im Team legt. „Das ist keine One-Woman-Show.“ Auch bei der Anlagestrategie tritt die zierliche Frau nicht – im übertragenen Sinn – breitschultrig auf. Wenn es darum geht, aus dem weltweiten Angebot die richtigen Aktien, Anleihen und Fonds auszuwählen, diese zu einem eigenen VR-Bank-Paket zu schnüren und den Kunden schmackhaft zu machen, gibt sie eine eher vorsichtige Marschrichtung vor, die sich gerade in einem wirtschaftlichen Krisenjahr wie 2022 bewähre.

„Dazu gehört ein gewisses Maß an Bescheidenheit“, ordnet Jarzombek ein. „Wir wollen nicht an Indizes kleben und jedes Jahr den Dax schlagen, sondern uns auf die eigenen Stärken besinnen.“ Die Bescheidenheit beziehe sich dabei aber nicht auf die Wertentwicklung, sondern eher auf das Auftreten. Das heißt zum Beispiel: Ihr Team beobachte den europäischen und nordamerikanischen Markt sehr genau, maße sich aber nicht an, auch sämtliche Details zu den chancenreichen chinesischen oder brasilianischen Märkten zu kennen. Für Zukäufe aus diesen Bereichen würden dann externe Fondsmanager eingeschaltet.

Chancen auch in der Krise

Aktuell werde der Blick unter anderem auf solide Unternehmen gelegt, „die eine gewisse Marktmacht haben und in der Lage sind, die aktuellen Preissteigerungen an Kunden weiterzugeben“, erklärt Jarzombek. Auf so etwas könne auch der Endverbraucher achten, dem sie generell die deutsche Börsenskepsis nehmen will: „Es wäre zu wünschen, dass die Leute mehr Wertpapiere kaufen, insbesondere Aktien, um einen Inflationsausgleich zu haben und so für das Alter vorzusorgen.“ Angesichts der weiterhin zu erwartenden Inflation, böten diese die besten Renditechancen.

„Ich muss aber Schwankungen auch aushalten können“, erinnert Jarzombek an den bei börsenbasierten Anlagen immer erforderlichen langen Atem. Die Mutter einer elfjährigen Tochter hat diesen übrigens auch privat: Sie ist Ausdauersportlerin, trainierte zuletzt auf den Marathon in der Börsenstadt Frankfurt hin. Auch Triathlons bis zur halben Ironman-Distanz hat sie schon geschafft. „Ich habe im Kopf schon unzählige Aktennotizen geschrieben, während ich laufen war“, sagt sie schmunzelnd. Und lächeln muss sie auch, wenn sie über die Absicherung ihrer Tochter spricht: „Den ersten Aktienfondssparplan hatte sie mit einem Monat.“

 

Quelle: DIE RHEINPFALZ Speyer vom 27. Oktober 2022

Die VR Premium Fonds aus Speyer