„Ich möchte, dass wir hier radikal offen sind“: Markus Gürne, Leiter der ARD-Finanzredaktion, warf beim Wirtschaftsforum der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz am Montag, 8. Dezember 2025 einen ebenso schonungslosen wie unterhaltsamen Blick auf die derzeitige Stellung Deutschlands in der Welt. Das beliebte Veranstaltungsformat der Vereinigten VR Bank, bei dem jeweils ein prominenter Gastredner zu einem aktuell relevanten Thema spricht, stieß auch in diesem Jahr wieder auf großes Interesse: Die Speyerer Stadthalle war bis auf den letzten Platz voll besetzt.
Er ist eines der bekanntesten Gesichter der ARD: Bei Wirtschaft vor acht berichtet Markus Gürne im Wechsel mit Anja Kohl über die Finanzmärkte und erreicht damit ein Millionenpublikum. Auch in weiteren Sendeformaten ordnet Gürne wirtschaftliche Entwicklungen ein, macht komplexe Zusammenhänge nachvollziehbar und stehe dabei, so Till Meßmer, Vorstandsprecher der Vereinigten Bank Kur- und Rheinpfalz in seiner Begrüßung, wie kaum ein anderer für unabhängigen, faktenbasierten Wirtschaftsjournalismus.
Weniger bekannt dürfte dagegen sein, dass Markus Gürne auch eine Ausbildung zum Kriegs- und Krisenreporter absolviert hat und viele Jahre als Auslandskorrespondent tätig gewesen ist. 2003 wurde er ARD Sonderkorrespondent für den Irak mit Sitz in Bagdad, später berichtete er unter anderem aus Afghanistan und Indien.
Verständnis für globale Zusammenhänge schaffen
Mit seinem breiten Erfahrungsschatz aus erster Hand von den Finanz-, Macht-, Innovations- und Krisenzentren dieser Welt lieferte Markus Gürne in der Speyerer Stadthalle eine pointierte, bisweilen provokante und gleichzeitig sehr humorvolle Bestandsaufnahme dessen, wo Deutschland aktuell steht. Der 54-jährige gebürtige Stuttgarter präsentierte dazu eine Weltkarte – „Ich bin Schwabe und habe deshalb nur eine einzige Folie dabei“ – mit der im Vergleich zu Russland, China, Indien oder den USA ziemlich kleinen Bundesrepublik. „Dies ist der Blick, den wir auf die Welt haben müssen“, so Gürne. „Wir haben als Gesellschaft noch nicht den Beweis erbracht, dass wir verstanden haben, in welcher Welt wir heute leben.“
Dramatisch veränderte Rahmenbedingungen
Die Bedingungen, unter denen Deutschland lange Zeit sehr erfolgreich sein konnte, seien nicht mehr gegeben – mit den USA als Garanten der europäischen Sicherheit, Russland als Bezugsquelle von billigem Öl und Gas und China als attraktivem Absatzmarkt deutscher High-Tech-Produkte und als gleichzeitig bereitwilligem Lieferanten Seltener Erden und anderer wichtiger Rohstoffe. Angesichts dieser Verschiebungen träten die gegenwärtigen Schwächen Deutschlands umso deutlicher zutage: „Als Auslandskorrespondent konnte ich viele Länder bereisen und habe in vielen Gesellschaften leben dürfen – ich habe keine Gesellschaft erlebt, die eine Sache so perfektioniert hätte wie wir Deutschen: Bürokratie und Regulatorik“, so Gürne. „Hinzu kommt, dass dieses Land der Dichter und Denker, der Tüftler und Erfinder immer häufiger nur noch ein Land der Empörten und Betroffenen ist – damit werden wir unseren Wohlstand nicht halten können.“
In seinem Vortrag und dem anschließenden Gespräch mit Moderatorin Bernadette Schoog ließ Gürne, der in Tübingen neben Rechts- und Politikwissenschaften auch allgemeine Rhetorik bei Walter Jens studiert hat, manche Anekdote aus seinem Berufs- und Privatleben einfließen: angefangen bei seinem regelmäßigen Austausch mit dem ehemaligen US-Vier-Sterne-General David Petraeus über einen denkwürdigen Austausch mit „einem Wirtschaftsminister und einem Finanzminister“ zum Thema synthetische Kraftstoffe – „Das war der Moment, in dem ich mich ins ruhige Kabul zurückgewünscht habe“ – bis zu seiner 90-jährigen Mutter und deren 99-jährigem Nachbarn.
„Den Schalter umlegen“
Politisch spielten die Europäer bei globalen Konflikten keine Rolle mehr, was bleibe, sei die ökonomische Kraft Deutschlands und der Europäischen Union als zweitstärkstem Wirtschaftsraum der Welt. Aus dieser wirtschaftlichen Stärke machten die Deutschen aktuell viel zu wenig – nicht zuletzt bei der Geldanlage, so Gürne, und verwies dabei auf die enorme Summe des auf Tagesgeldkonten und Sparbüchern brachliegenden Geldvermögens. „Das Bestürzende ist: Wir können eigentlich alles. Es ist Kopfsache, wir bekommen an vielen Stellen den Schalter nicht umgelegt. Wir werden es mit der Wirtschaft aber hinkriegen müssen – wenn wir es schaffen, wird es ein Wettbewerbsvorteil sein, wenn wir es nicht schaffen, werden wir die letzten Kapitel des Wohlstandes in diesem Land schreiben.“
Vorstandssprecher Till Meßmer betonte in diesem Zusammenhang, dass die gegenwärtigen tiefgreifenden Veränderungen für Deutschland auch neue Möglichkeiten bieten, die es zu ergreifen gelte: „Wir sind überzeugt, dass die Zukunft denen gehört, die Veränderungen aktiv annehmen, klug gestalten und mit Zuversicht nach vorne gehen. Als Vereinigte VR Bank Kur- und Rheinpfalz verstehen wir uns dabei als Stabilitätsanker, als feste und vertrauensvolle Größe gerade in Zeiten intensiven Wandels, auf die unsere Mitglieder und Kunden zählen können.“
Impressionen vom Wirtschaftsforum
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