Ein besonderes Stück Speyerer Stadtgeschichte

Ausstellung mit Gästebüchern der „Pfalzgrafen 1946“

60 Jahre Speyerer Nachkriegsgeschichte, festgehalten in 22 kunstvoll gestalteten Gästebüchern: Die Ausstellung „Pfalzgrafen 1946 – Stammtisch mit Tradition“ des Verkehrsvereins Speyer zeichnet die Geschichte des illustren Männerstammtischs, mit dem zahlreiche bekannte Speyerer Persönlichkeiten eng verbunden waren, nach. Am 20. Februar wurde die Ausstellung in der Hauptstelle der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz eröffnet. Mit rund 180 Besuchern, darunter auch die ehemaligen Speyerer Oberbürgermeister Werner Schineller und Hansjörg Eger, stieß das Thema auf erhebliches Interesse.

Der Stammtisch "Die Pfalzgrafen" wurde im Mai 1946 von fünf jungen Männern, allesamt Kriegsheimkehrer, in der Schwarzamsel, der zweitältesten Gastwirtschaft Speyers, gegründet. In tiefer Freundschaft verbunden wuchs die Männerrunde in der Folgezeit auf 21 Mitglieder an. Neuaufnahmen waren in den späteren Jahren jedoch selten, weshalb der Stammtisch Ende 2004 nur noch sechs Mitglieder zählte, bevor sich 2006/2007 seine Spur verlor. Ihre vielfältigen Aktivitäten in Speyer und weltweit, darunter auch viele Sozialprojekte, hielten die Mitglieder des Stammtischs in 22 Gästebüchern fest, die im Jahr 2023 zufällig wiederentdeckt und an das Stadtarchiv übergeben wurden – ein echter Glücksfall, denn ursprünglich war angenommen worden, dass nur ein Gästebuch der Pfalzgrafen existierte.

Ein Stammtisch geprägt von der Liebe zur Pfalz und zur Stadt Speyer

Diese Gästebücher stehen im Zentrum der Ausstellung, die bis zum 28. März in der Speyerer Hauptstelle der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz in der Bahnhofstr. 19 zu sehen ist. „Die Vereinigte VR Bank Kur- und Rheinpfalz verbindet eine jahrzehntelange vertrauensvolle Partnerschaft mit dem Verkehrsverein Speyer“, so Till Meßmer, Vorstandssprecher der Bank. „Daher ist es uns eine große Freude und Ehre, diese ganz besondere Ausstellung gemeinsam mit dem Verkehrsverein der Öffentlichkeit präsentieren zu können.“ Meßmer bedankte sich in seiner Begrüßung besonderes beim Ehrenmitglied des Verkehrsvereins Fritz Hochreither, dem Initiator der Ausstellung, der viele der Pfalzgrafen noch persönlich kannte und die Geschichte des Stammtischs und seiner Gästebücher intensiv erforscht hat.

„Mich fasziniert die Ausdruckskraft der Gästebücher“, so Uwe Wöhlert, Vorsitzender des Verkehrsvereins Speyer, in seinem Einführungsvortrag. „In ihnen findet sich reich illustriert ab 1946 Speyerer Nachkriegsgeschichte mit viel Lokalkolorit, viel Speyer-Patriotismus und Pfälzer Lebensfreude – und vielen bekannten Namen der Speyerer Stadtgesellschaft.“

Zu den weiteren Exponaten der Ausstellung gehören das Wappen des Stammtischs, ein Banner, Fotografien und Einzelillustrationen, verschiedene Trinkgefäße und Ehrennadeln sowie die Originalmaltasche des Gründungspfalzgrafen Magnus Gruber, kreativer Kopf hinter der kunstvollen Gestaltung der Gästebücher und ab 1969 der zweite von insgesamt drei Vorsitzenden des Stammtischs.

Zeitlose Werte

Dass die Pfalzgrafen in den sechs Jahrzehnten ihres Bestehens für zeitlose Werte einstanden, betonte Monika Kabs, Bürgermeisterin der Stadt Speyer, in ihrem Grußwort: „In der heute sehr aufgeheizten Zeit erinnere ich an den Leitsatz der Pfalzgrafen: ‚Freundschaft ist ein unschätzbarer Wert für das menschliche Zusammenleben.‘ Begriffe wie Kameradschaft, Hilfsbereitschaft, Toleranz, Zusammengehörigkeit und Achtung vor der Persönlichkeit des anderen wurden damals gelebt und sind heute notwendiger denn je.“

Geschichte der Pfalzgrafen als Buch

Zusätzlich zur Ausstellung macht der Verkehrsverein Speyer die Geschichte der Pfalzgrafen auch in einem Buch der Öffentlichkeit zugänglich. Reich bebildert und „prall gefüllt mit Historie, Charme und Witz“, so Wöhlert, wird darin die Geschichte des Stammtischs von der Gründung bis in die 2000er Jahre nacherzählt. Die Herausgeber haben im Rahmen dieses Buchprojekts mit zahlreichen Zeitzeugen gesprochen, darunter mit dem letzten noch lebenden Pfalzgrafen, Oberstleutnant a. D. Rainer Faller. Das Buch ist ab Ende März erhältlich (252 Seiten, 19,80€).